Wie ich eine Andere wurde und doch die Gleiche blieb

Hallo. Ich heiße Laura, 32 Jahre alt, Psychologin, liiert, keine Kinder, keine Haustiere, Nichtraucherin. Ich kann gut kochen, werken, lesen und Quatsch machen. Ich liebe Sport, Reisen und Tanzen. Ich war schon Kellnerin, Entwicklungshelferin, Schauspielerin, Jugendbetreuerin, Tutorin, Volontärin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dozentin, Regieassistentin, Beraterin, Kaffeeverkäuferin, …

…und jetzt will ich Inklusionstanzassistentin – oder so – werden.

Gerade betrete ich zum ersten Mal den Tanzraum. Inga und Alex begrüßen mich kurz und ich setzte mich zur Gruppe in den Kreis. [Inga]“Das ist Lara, ähhh Laura, und sie möchte heute gerne mal bei uns mitmachen.“

– Kein Wer bist du? Kein Was machst du? Kein Was willst du? Kein Was kannst du? –

[Gruppe]“Hallo!“ [Ich]“Hallo!“ [Inga nach dem Training]“Also wir sehen uns dann nächsten Dienstag!“ [lacht] „Ach, ja, ich hab‘ dich gar nicht gefragt, ob du überhaupt dabei bist?!“ [Inga und Laura lachen; Laura] „Klar!“

Ein Jahr wollte ich bleiben und nun sind es dreieinhalb Jahre geworden. Heute verlasse ich das Projekt, weil ich die Stadt verlasse.

– Trauer. Abschiedsschmerz. Freude. Dankbarkeit. –

Ich war nicht mit allen gleich vertraut,

nicht alle waren mir gleich sympathisch,

nicht alle mochten mich gleich gerne,

nicht alle suchten gleichermaßen Unterstützung, Rat und Nähe.

Ich begegnete allen gleich offen und tolerant,

ohne fixe Vorstellungen und Ansprüche,

immer wieder neu, um Neues zu erfahren,

stets neugierig, um überrascht zu werden.

Die Begegnungen waren wie der Tanz: frei, unvorhersehbar und aus dem Moment heraus. Intuitiv und von Herzen. Nicht die Beeinträchtigung macht den Unterschied, sondern die Persönlichkeit. Es geht darum, was ich kann und nicht darum was ich nicht kann.

– Mut. Offenheit. Vertrauen. Humor. –

Für mich ist Inklusion ein dynamischer Prozess, ein wechselseitiges Verstehen und Annehmen von Ähnlichkeiten und Unterschieden. Inklusion bedeutet nicht erzeugen von Gleichheit, sondern Umgang mit Ungleichheit.

Inga und Alex wollten einen Raum schaffen, in dem jede/r sein kann, wie sie/er ist und werden was und wer sie/er will.

– Das ist euch gelungen. Danke, dass ich ein Teil davon sein durfte. 

Ich heiße Laura, 36 Jahre alt, … und ich bin eine Andere.

Tanzen, tanzen, tanzen…

Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen zu unseren Schaufensteraktionen (siehe Flachbildschirme in den Geschäften) und laden dich herzlich ein am 10. Dezember um 14 Uhr zum Titus (Ostertorsteinweg 1-2) zu kommen.

In einer 60 minütigen Performance am 10. Dezember von 14-15 Uhr werden 23 Kinder und Jugendliche im Schaufenster von Titus nicht nur auf dem Skateboard stehen, sondern ihre persönlichen Vorstellungen von ihrem Leben und ihren Zukunftswünschen in dieser Stadt künstlerisch zum Ausdruck bringen.
Dabei haben wir uns die Frage gestellt, wie ein Zusammenleben und Zusammen sein in der Zukunft ist, wenn wir frei von Vorurteilen und Ängsten dem Fremden gegenüber wären. Wie wäre eine Gesellschaft, die sich über den Körper verständigt? Wie wäre es, wenn wir anstatt zu reden, einfach tanzen könnten?
Und wie wäre es, wenn wir alle unsere besonderen Fähigkeiten integrieren und ausleben könnten.
Diese und viele andere Fragen beschäftigen uns und wir wollen mit unseren Performanceaktionen ein vertrautes Bild schaffen und hoffen Berührungsängste abzubauen und aufzeigen, welch Bereicherung es ist, wenn wir Zeit für Begegnung haben. Mensch, mach mir Platz, ich will nur tanzen!!!

In dieser Performance zeigen wir, was wir unter Inklusion verstehen!!!

Zuschauer sind bei dieser interaktiven und inklusiven Performance ausdrücklich erwünscht!